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Aktuelles

Psoriasis: Lücken in der Versorgung als Herausforderung

BERLIN – Lücken in der Versorgung waren ein viel diskutiertes Thema bei der Nationalen Versorgungskonferenz Psoriasis. Schauplatz war die Bundeshauptstadt 15 Jahre nach der ersten Tagung in diesem Format, das alle Beteiligten zusammenführt: DermatologInnen, PatientInnen als unmittelbar Betroffene, Vertreter der Patientenselbsthilfe und andere Fachleute von Seiten der Arzneimittelhersteller.

 

Im November 2024 bewegte sich die Zahl der Biologika-Verordnungen auf Rekordhöhe. Erstmals erhielten mehr als 100.000 Psoriasis-Patienten eine derartige Therapie. Allerdings gibt es, wie der Leiter des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP) Prof. Dr. Matthias Augustin feststellte, immer noch erhebliche regionale Unterschiede zwischen Nord und Süd.

 

Versorgungslücken reißen auch durch einen weiter fortschreitenden Mangel an Hautfachärztinnen und –fachärzten auf. „Seit zwanzig Jahren gibt es die gleiche Anzahl an verordnenden Fachärzten. Wir brauchen mehr Leistungsträger“, forderte Dr. Matthias Hoffmann, niedergelassener Hautarzt aus Witten. „Wir müssen uns besser vernetzen,“ lautet sein Konzept, auch kurzfristig zu einer Entlastung zu kommen. Die Versorgungswirklichkeit sieht allerdings anders aus, wie bei der Nationalen Versorgungskonferenz Psoriasis (NVKP) berichtet wurde. Patienten aus ländlichen Regionen – etwa in Bayern oder Baden-Württemberg – müssen weite Wege in Kauf nehmen, um in den großstädtischen Zentren eine leitliniengerechte Behandlung zu erhalten. Bei einer Vergütung von gerade mal 20 EUR pro Patient ist der Aufwand für eine umfassende Psoriasis-Therapie in der GKV unattraktiv, darin bestand auf der NVKP Einvernehmen. Hoffman appellierte daher, über eine höhere Vergütung – etwa mit Selektivverträgen – zusätzliche Anreize zu schaffen.

 

Einen Überblick zum Stand der Selektivverträge DermaOne und DermAktiv gab Dr. Ralph von Kiedrowski, der als Vorsitzender des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen als Verhandlungsführer maßgeblich an den Vereinbarungen mit den Krankenkassen beteiligt war. Im DermaOne-Vertrag sind nach von Kiedrowskis Bericht aktuell fast 33 Millionen Versicherte eingeschlossen. Für die eingeschriebenen hautärztlichen TeilnehmerInnen sind Zuschläge – sogenannte Komplexpauschalen – außerhalb des Budgets  vorgesehen.  Außerdem gibt es Wirtschaftlichkeitsboni, die sich nach der Verordnung von rabattierten Arzneimitteln richten. 

 

Patientenedukation und Aufklärung könnten entlasten

Zur Entlastung der noch verfügbaren Hautärztinnen und Hautärzte plädierte Prof. Michael Sticherling für verstärkte Bemühungen um Patientenedukation. Über 60 % der Patienten kommen nach seiner Beobachtung schon mit Bagatellen wie Pickeln oder harmlosen Hautveränderungen nach einem Insektenstich zum Dermatologen, ohne sich selbst vorher informiert zu haben oder nach einem geeigneten Mittel in der Hausapotheke gesucht zu haben. Auch das Einbinden von Hausärzten – gerade bei harmlosen Störungen– und Gesundheitserziehung im Kindes- und Jugendalter in den Schulen könne helfen, die Versorgung zu stärken, so der stellvertretende Klinikdirektor und Leitende Oberarzt an der Universitätshautklinik in Erlangen.

 

Die neu entfachte Debatte zur Einführung eines Primärarztsystems mit dem Hausarzt als Lotsen fand auf der NVKP ein zwiespältiges Echo: Vorteilhaft erschien manchen Teilnehmern eine bessere Steuerung der Inanspruchnahme von Medizinern, die zu einer Entlastung von Routinefällen führen könnte. Aktuell überwiegen allerdings, so der vorherrschende Eindruck, die Nachteile wie eine verzögerte Diagnostik, die gerade bei schwerwiegenden Hauterkrankungen fatal sein kann. Fehldiagnosen könnten bei falschen Vortherapien zu unnötigen Kosten führen und Überweisungshürden Patienten davon abhalten, fachmedizinischen Rat einzuholen. Im Primärarztsystem werde der Verwaltungsaufwand weiter ansteigen, so ein weiterer Einwand, und das Selbstbestimmungsrecht der Patienten werde weiter eingeschränkt,.

 

Auf der Agenda der NVKP steht bereits seit 2024 eine Wiederaufnahme des Dialogs mit Abgeordneten zu gesundheitspolitischen Fragen. Im Planungscheck konnte dieses selbst gesteckte Ziel noch nicht abgehakt werden. 2025 soll jedoch die noch unerledigte Aufgabe angegangen werden. Spätestens dann steht die „Patientensteuerung“ wieder auf der Tagesordnung – im Dialog mit politisch maßgeblichen Entscheidungsträgern.

 

Und es gibt weitere offene Fragen, die nach dem Votum der NVKP angegangen werden sollen. Dazu zählen nach den Beratungen in Berlin:

  • Leitlinie für eruptive Formen der Psoriasis 

  • Leitlinie für besondere Psoriasis-Entitäten wie Nagelpsoriasis oder Psoriasis guttata

  • Konsentierung einer Behandlungscheckliste für Psoriasis, dann Aufnahme in die Psoriasis-Leitlinie

  • Fertigstellung der S3-Leitlinie zur Psoriasis-Arthritis von Rheumatologen und Dermatologen; für die Übergangszeit bis zur Fertigstellung Erarbeitung einer eigenen dermatologischen S1-Leitlinie oder eines Konsensus-Papiers.

 

Die Arbeitsergebnisse werden auf der nächsten Nationalen Versorgungskonferenz Psoriasis im Herbst 2025 präsentiert.

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Quelle: Bericht von der  NVK Psoriasis  von M. Twesten 

 

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Regionales Psoriasis Netzwerk Nordbayern Mob.: +49 162 3460 900  

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