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Aktuelles

Akne inverse: Nationale Konferenz will Blockaden abbauen

FRANKENTHAL – Die erste Nationale Versorgungskonferenz (NVK) zu Hidradenitis suppurativa (HS) hat erheblichen Handlungsbedarf deutlich werden lassen. Bei ihrer Auftaktveranstaltung zu diesem eher seltenen Krankheitsbild hat sich die Fachgruppe zum Ziel gesetzt, die Behandlung auf der Grundlage dermatologischer Standards nachhaltig zu verbessern.

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Die – synonym –  als Akne inversa (AI) bezeichnete entzündliche Hauterkrankung beginnt meist unscheinbar mit schmerzhaften Veränderungen in den Achselhöhe oder der Leiste und wird oft weitaus zu spät erkannt. Vielfach sind die Haarfollikel betroffen. Mit fortschreitenden Verlauf werden oft gravierende chirurgische Eingriffe erforderlich.

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Nach älteren Daten der Gesetzlichen Krankenversicherung ist bei einer Prävalenz von 0,03 jährlich mit mindestens 24.000 HS/AI-Neuerkrankungen  in Deutschland zu rechnen. Damit zählt das Krankheitsbild zu den seltenen Hauterkrankungen. Tatsächlich aber ist aber von einer erheblichen Dunkelziffer auszugehen, wie Prof. Matthias Augustin vor rund vier Dutzend Expertinnen und Experten, überwiegend aus regionalen dermatologischen Netzen, unterstrich. 

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Hinzu kommt: Ein erheblicher Anteil der Betroffenen, – einer aktuellen Studie zufolge mindestens 34,7% – wiesen eine mögliche Fehldiagnose auf, wie eine Stichprobenauswertung von Daten der DAK-Gesundheit und der Barmer Ersatzkasse übereinstimmend zeigt. 

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Zeitverzögerung und Fehldiagnosen 

Schwerer noch wiegt die erhebliche Zeitverzögerung von der Erstvorstellung bei einer Ärztin oder einem Arzt bis zur korrekten Diagnose, wie die Versorgungskonferenz weiter verdeutlichte. Vom Auftreten der ersten Symptome bis zur gesicherten HS/Ai-Diagnose vergingen einer anderen Studie zufolge durchschnittlich zehn Jahre. Die verzögerte Diagnosestellung ging einher mit einem Anstieg systemischer Begleiterkrankungen und war auch mit Beeinträchtigungen im Berufslebens versbunden.

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In der Zeit bis zur korrekten Bestimmung der Erkrankung konsultierten die betroffenen Patienten durchschnittlich drei und mehr Ärzte – am häufigsten Allgemeinmediziner, Dermatologen, Chirurgen, Gynäkologen – und waren mehrfach mit Fehldiagnosen konfrontiert. Von Dermatologen wurde das Krankheitsbild in den meisten Fällen zutreffend diagnostiziert. Eine in Frankenthal zitierte Studie zur Routineversorgung der HS/AI in Deutschland zeigt, dass ambulant tätige Hautärztinnen und Hautärzte einen erheblichen Anteil der HS/AI-Versorgung übernehmen, schwere Fälle hingegen nach Daten aus dem Jahr 2023 noch deutlich stärker von klinisch Tätigen betreut (85% gegen 59%) werden. An der stationären Versorgung sind auch andere fachärztliche Gruppen, insbesondere  Chirurgen,Internisten und Urologen beteiligt.​

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Das Steuerungsteam hinter der Nationalen Versorgungskonferenz HS/AI (von links): Dr. Uwe Kirschner, Prof. Christos Zouboulis, Prof. Matthias Augustin, Prof. Falk Bechara,, Dr. Ralph von Kiedrowski

Befragt nach „Barrieren in der Versorgung“ steht bei den Dermatologinnen und Dermnatologen an erster Stelle die angesichts des hohen Zeitaufwands als inadäquat empfundene Vergütung., mit deutlichem Abstand dann der Mangel an therapeutischen Wahlmöglichkeiten und die hohen Kosten innovativer Therapien in Verbindung mit der Sorge, für die Verordnung von Arzneimitteln in Regress genommen zu werden.

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Die Nationale Versorgungskonferenz HS/AI hat sich bei ihrer Auftaktveranstaltung in Frankenthal zum Ziel gesetzt, die erkennbaren Defizite anzugehen und die Behandlung auf der Grundlage dermatologischer Standards nachhaltig zu verbessern. Eine frühzeitige Diagnose der HS/AI und von Komorbidität, eine gute Kontrolle der Erkrankung und Lebensqualität der Patienten stehen ganz oben auf der Liste der Zielprojektion für das Jahr 2030.

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Versorgungsziele und Informationskampagne

Nach dem bereits seit mehr als 15 Jahren in der Psoriasisversorgung bewährten Muster sollen dazu kurzfristig für einen Fünfjahreszeitraum bis 2030 medizinisch-wissenschaftlich fundierte Versorgungsziele entwickelt und auf der Grundlage der bereits vorliegenden S2k-Leitlinie verwirklicht werden. Mittelfristig  ist darüber hinaus ein Patientenregister zur wissenschaftlichen Überprüfung der Behandlungsoptionen sowie eine bundesweite Aufklärungs- und Informationskampagne geplant. Ein Strukturvertrag nach dem Muster des Derma-One-Vereinbarung bei Psoriasis soll parallel die materielle Basis für die behandelnden Ärzte verbessern.

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Weiterführende Literatur zum Thema:

Epidemiology of hidradenitis suppurativa in Germany - an observational cohort study based on a multisource approach, N Kirsten , J PetersenK HagenströmM Augustin: J Eur Acad Dermatol Venereol 2020 Jan;34(1):174-179.

doi: 10.1111/jdv.15940. Epub 2019 Oct 8.
 

Delayed Diagnosis of Hidradenitis Suppurativa and Its Effect on Patients and Healthcare System,

Georgios Kokolakis ,  Kerstin Wolk , Sylke Schneider-BurrusStefanie KalusSebastian BarbusSusana Gomis-Kleindienst , Robert Sabat: Dermatology 2020;236(5):421-430.

 doi: 10.1159/000508787.Epub 2020 Jul 1.​

Regionales Psoriasis Netzwerk Nordbayern Mob.: +49 162 3460 900  

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